Geschichtstafeln mit Standort und Beschreibung
Geschichtstafeln mit Standort
Standort: Fuhlsbüttler Straße 417; Eingang Endler
Die Häuser Nr. 417 bis 425 wurden 1912/13 fertiggestellt, ebenso um die Ecke herum die 2 Häuser an der ehemaligen Straße Sandbalken.
Abgesehen von der Eckbebauung Hartzloh waren sie damals die einzigen Etagenmietshäuser im ‚hohen‘ Norden Barmbeks. (Die Nummern 427/29 standen vorm Ersten Weltkrieg nur im Rohbau da.)
Gleichwohl war die Stadt 1914 schon nah gerückt: Seit 1890 war die Fuhlsbüttler Straße gepflastert, zahlreiche kleine Häuser verteilten sich an ihr; seit 1895 fuhr die elektrische Straßenbahn nach Ohlsdorf, seit 1913 gab es den Vorortbahnhof Rübenkamp; im selben Jahr war das Krankenhaus eröffnet worden.
Auf preußischer Seite, nach Steilshoop hin, lag bei einem kleinen Gehölz das beliebte Ausflugslokal Forsthof. (Die Landesgrenze verlief ein Stück weit hier an der Bordsteinkante entlang.)
Wir sehen hier selbstverständlich eine andere Architektur vor uns als bei den 20er-Jahre-Blocks, die das Bild Barmbek-Nord bestimmen.
Und vom ländlichen LANGEN JAMMER / Hebebrandstraße unterschieden
sich diese Häuser hier als Typus sowohl als auch durch ihre Bewohner.
Die 2- bis 3-zimmrigen Wohnungen waren meist an klein- bis mittelbürgerliche Mieter vergeben. Auch einer der drei Bauherren, denen das Grundstück gehört hatte, B. Börjes, hatte sich in der Nr. 425 eine (vergrößerte) Wohnung genommen.
Es geschah damals häufig, dass Bauherren ihre fertigen Häuser gleich verkauften (eher einer Geschäftspraxis folgend als der Not gehorchend).
So auch hier. Bernhard Börjes, von dem seine Enkelin uns erzählt hat, verlor dann sein Vermögen 1923 infolge der Inflation.
Standort: Lambrechtsweg/Manstadtsweg
Die beiden langen Blocks zwischen Prechts- und Brüggemannsweg (zur Meister-Bertram-Straße hin) sind bezeichnend für die Übergangszeit nach dem Ersten Weltkrieg: Eine Zeit des Mangels; der’Lenker‘ Schumacher bis ’23 in Köln; ’23 auch Höhepunkt der Inflation. Zwei Jahre später erst war der geförderte Wohnungsbau in Schwung gekommen. Die Fassaden hier tragen Putz, noch keinen BACKSTEIN. Ungeachtet spärlicher Verzierungen wirkten sie ausgesprochen einfach, ermangelten aber moderner Formklarheit (zu deren Merkmalen das Flachdach zählte). Fenstersprossen belebten den Eindruck etwas. Dass ein Ostermeyer (s. VON-ELMHOF) einen ersten Fassadenentwurf gezeichnet hat, lässt ermessen, wie rasch sich damals der Stil wandelte.
In den Bauakten finden sich Ankündigungen der Bauvorhaben ab 1919.
Als Eigentümer beider Grundstücke tritt ein Herr Süchting auf, der in der Nähe weiteren Grundbesitz hatte. Namen anderer angehender Bauherren tauchen auf und verschwinden wieder. Ab 1921 werden Entwürfe eingereicht, die dann auch, teils sehr verzögert, ausgeführt werden.
Der Prechtsweg-Block wurde hier von der Ecke aus 1922 begonnen und 1925 vollendet, von der Baugenossenschaft Barmbeck („im Mieterverein Großhamburg v. 1890“).
Die Baugenossenschaft Rübenkamp errichtete 1925/26 den Brüggemannsweg-Block. Im ersten war die Mehrzahl der Wohnungen an die 60 qm groß, im andern deutlich größer.
Im-Prechtsweg-Block wohnten vor ’33 – so Zeitzeugen – ganz überwiegend SPD-Anhänger. Die meisten hatten das „Echo“, die Parteizeitung, abonniert. Manche, wie Hein W. mit seiner Familie, hatten schwer unter dem NS-Regime zu leiden. – Auch die Vereinigung der beiden Genossenschaften zur „Hamburg Nordost“ entsprach NS-Willen.
Standort: Hartzlohplatz/Lorichstraße
1921 wurde der Platz angelegt. Wer sich in Schumachers Planskizze von Barmbek-Nord den Hartzloh- und den Habichtsplatz anschaut, muß annehmen, dass beiden eine ähnliche Bestimmung zugedacht war: begrünte städtische Plätze zu sein. Seit den 60er Jahren hat sich der Raumanspruch des Autoverkehrs drastisch verändert und mit ihm der Charakter vieler Plätze. Den Habichtsplatz hat der Ring 2 verschlungen.
Der Hartzlohplatz ist zur abgeschirmten grünen Insel geworden: eine Wohltat für manche, die noch den Verkehrslärm der „Fuhle“ im Ohr haben.
Der Häuserkomplex an der Nordseite des Platzes, um den Funhofweg herum, zählte Ende der 20er Jahre zu den best ausgestatteten in Barmbek, mit entsprechend hohen Mieten. Architekt und Bauherr: Dr. Ing. Eugen Fink aus Württemberg. – Erneuerungen nach Bombenschäden sind an den Fassaden sichtbar.
Die Polizeiwache hier, 1929/30 errichtet, ist von Fritz Schumacher entworfen – wie die meisten städtischen Bauten während seiner Amtszeit (bis ’33). Backsteinhaut und Flachdach ähneln sie den 20er-Jahre-Blocks an.
H. Hipp nennt sie als Beispiel, dass „selbst kleine öffentliche Gebäude zu Brennpunkten besonderer gestalterischer Anstrengungen Schumachers wurden, um in den neuen Wohnquartieren Punkte besonderer Ausstrahlung zu schaffen.“ Im Zuge der Zusammenlegungen wurde die Wache 1983 geschlossen.
Noch im selben Jahr zog der Verein „Bürgerhaus Hartzlohplatz e.V.“ ein. (Seit den 70er Jahren entfaltete sich mit städtischer Förderung die „Stadtteilkultur“ in Hamburg.) Nach einer Sanierung und kleineren Umbauten (bis ’87) war aus der Wache das Stadtteilkulturzentrum geworden, wie es heute mit seinem vielfältigen Angebot bekannt ist.