Schriftzug Geschichtswerkstatt Barmbek in weißen Buchstaben vor einer roten Backsteinmauer

Barmbek Erinnerungen von Peter Oebel

Ein Weihnachtsgeschenk von Walter Messmer. Auszug aus dem Buch Alex von Peter Oebel

Ladentheke mit vielen Frauen dahinter, Regale voller Lebensmittel im Hintergrund

 

Ganz in unserer Nähe, nämlich in der Hufnerstraße bei Walter Messmer, dem noblem Fachgeschäft, das feine Süßwaren, erlesenes Gebäck und spezielle Kaffee- und Teesorten verkauft, da gibt es für gewöhnlich – und das besonders um die Weihnachtszeit herum – so schöne Vorratsbehälter für den Kaffee. Runde oder eckige Blechdosen mit einem stramm sitzenden, fest schließenden Deckel, die ziemlich genau ein Pfund ungemahlenen Kaffee aufnehmen können. Rundum sind sie von jeher mit einem netten Motiv versehen – gelegentlich sogar nach einem romantischen Ölgemälde als Vorlage –, das die Dosen, diese Schmuckdosen! – ganz zweifellos zu einem wertvollen Geschenk macht. Darüber würde meine Mutter sich ganz bestimmt freuen. Auf jeden Fall werde ich versuchen, für sie so ein Prachtstück zu bekommen. Die Walter Messmer Filiale in der Hufnerstraße verschenkt jene Dosen in der Adventszeit an ihre Kunden. Eine wirklich nette Geste, die sich inzwischen herumgesprochen hat. Das wirklich Dumme ist nur, dass jenes schöne Präsent immer in Verbindung mit einer dort im Geschäft gekauften Ware – Kaffee, in der Regel – ausgegeben wird: ein Pfund Kaffee der Sorte „Mein Bester von Walter Messmer“ – zum Beispiel –, und schon stellt einem eine der freundlichen Verkäuferinnen das Gewünschte einschließlich der begehrten Trophäe auf die gepflegte polierte Glasfläche der Ladentheke. Genau so läuft das ab. Jedenfalls für jeden, der das Geld für ein Pfund Kaffee in der Tasche hat, was bei mir eben nicht der Fall ist, nicht, wenn ich darüber hinaus noch weitere Geschenke besorgen muss. Vielleicht – ja, vielleicht kann ich eine der Verkäuferinnen überreden, dass sie mir eine Dose schenkt, ohne das ich Kaffee oder sonst irgendetwas dort einkaufe. Die Möglichkeit besteht immerhin. Ich denke, dass es mit geringstenfalls gelingen wird, einen Walter-Messmer-Jahreskalender für das kommende Jahr zu bekommen. Der liegt dort zwar auch nicht stapelweisefrei herum, sodass sich ihn jeder am Kalender interessierte kurz schnappen und unauffällig wieder fortgehen kann, das nun nicht, aber er wird gerne und ohne zu Zögern auf Anfrage ausgegeben. Das habe ich vom letzten Jahr noch gut in Erinnerung. Das Motiv auf dem Deckblatt des Kalenders, das ist ebenfalls ein sorgsam ausgewähltes, was ihn auch zu einem ganz passablen Geschenk macht.(…)

 

Großes Gebäude mit Aufschrift ‚Walter Messmer Kaffee‘ am Wasserufer, Bäume davor

 

(…) Bis zur letzten Minute habe ich zwar kämpfen müssen, um all die geplanten Besorgungen zu erledigen, letztlich hat es dann aber noch ganz gut geklappt. Selbst die schöne Kaffeedose für meine Mutter habe ich bekommen. „Hier, mein Junge, kein Problem, die schenke ich Dir doch gerne!“ Die nette junge Dame von Walter Messmer hat mir mit Ihrem Verständnis für meine Situation ziemlich aus der Patsche geholfen. „Einen Jahreskalender stecke ich die auch noch mit in die Tüte. Frohe Weihnachten!“ Kaffee musste ich nicht kaufen.(…)

Hamburg, 2015 Peter Oebel

Barmbek Erinnerungen von Peter Oebel